Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Vaterländisches Lesebuch - S. 335

1857 - Jena : Mauke
335 Thal mit steilen Bergen umschlossen, die höher hinauf als Alpen zum Himmel streben. Dabei braußt die wilde Salza ins Thal herein, und theilt die Stadt in zwei ungleiche Hälften. Salzburg ist der Geburtsort des berühmten Musikers Mio zart. Daß man aus der Umgegend z. B. vom Geisberg aus, eine entzückende Aus- sicht hat, läßt sich denken. Wenn inan die Salza aufwärts reist, kommt man nach Hallein, wo man die Bergwerke befahren kann. Der schräge Eingang führt auf zwei Balken abwärts in den Berg hinein. Man rutscht, an der linken Hand mit einem Handschuh bekleidet, um daö Seil zu halten, in die Tiefe hinunter; mit der Rechten hält man sich an dem Bergmann, der vor einem sitzt und das Grubenlicht trägt. Jl1. Thüringen. Thüringen ist abgeschlossen südlich und südwestlich durch den Thüringer Wald, nördlich durch den Harz, westlich und östlich durch die Thäler der Werra und Saale, die mit ihren felsigen Ufern und tiefen Einschnitten recht kenntlich als Grenzen hervor- treten. Der Name Thüringen haftet auch heute noch an dem ersten Grunde und Boden und an dem Kerne der ehemaligen Landschaf- ten des Bolksstammes der Thüringer. Der Thüringer Wald dehnt sich gegen 36 Stunden von Südosten nach Nordosteu, erfüllt ein etwa 46 □ Meilen großes > Viereck und scheidet Norddeutschland von Süddeutschland. Seit uralter Zeit bieten seine beiden Gebirgsseiten einen Natur- und Völkergcgensatz dar, einen Gegensatz der Sprache, Sitte und Ei- genthümlichkeit in Haus und Leben. Etwa in der Mitte, da, wo ein Qucllknoten von Rhein-, Elb- und Wesergewässern ist, legt er sich in zwei wesentlich verschiedene Theile auseinander. In der südöstliche n Hälfte nämlich herrscht daö sogenannte Uebergaugsgebirge oder die Grauwackenformation, im Nordwesten massiges Gestein vor. Dort ist er von plateau- förmiger Gestalt und bildet eine 10 bis l4 Stunden breite, im Mittel 2000 Fuß hohe, gipfclarme Hochfläche, welche durch eine Menge tiefgespaltener und sehr gewundener Thäler in eine Zahl Hochrückcn zerschnitten wird. Auf ihnen nehmen die Waldreviere den größeren Raum ein, während in den Thälern überall saftige Wiesen zwischen den dunklen Waldwänden sich hinschlingen. Anders die nord w estlich e zweite Hälfte, deren schöner Bau den Wanderer überrascht, er mag sich von Nord- oder Süddeutsch- land ihr nähern: eine schmale, langgestreckte, durch einen hohen Kamm stetig geschlossene Bergkette in scharfgezeichneten und doch

2. Vaterländisches Lesebuch - S. 336

1857 - Jena : Mauke
336 weichen Umrissen, umlagert von kurzen Terassen, eingeschnitten von bald geschnürten, bald gebauchten Thälern, gekrönt mit meist rund- lichen Bergspitzen. - Die Längenerstreckung dieser frei und schlank emporsteigenden Landzunge mißt kaum 10 Meilen, die Breitenausdehnung auch an den breitesten Stellen wenig über 2 Meilen. Man kann an nicht wenigen Stellen zugleich nach beiden Seiten in die Ebene hinab- blicken und bequem an einem Nachrnittage über dieselbe hinüber- wandern. Aus dem etwa 2300 bis 2500 F. erreichenden Kamme der einfachen Hauptkette, steigen die höchsten Gipfel noch um mehrere hundert Fuß empor, am südöstlichen Ende der große Beerberg (3064 F.) und der Schneekopf (3043 F.), und in der Nähe des Nordwestens der bekannteste der Gipfel, der Inselsberg (2855 F.). Die Uebergangspässe bleiben wenig unter der Höhe des Kammes zurück. Er stellt daher dem Uebergang wenig Schwierigkeiten entgegen, und es geht sogar seit uralter Zeit ein gebahnter und ziemlich fahrbarer Weg, der sogenannte Rennstieg (d. i. Rain- oder Grenzweg, alter Name) denselben entlang. ^ Auch trifft man hoch an den Kamm hinaufgerückt kleine Ortschaften, und nirgends fehlt es an Ansiedelungen zu gastlicher Aufnahme. Ebenso bieten die Uebergänge quer über das Gebirge, deren es eine Menge giebt, keine erheblichen Schwierigkeiten dar. Der Thüringer Wald ist deßwegen eines der wegsamsten Gebirge Deutschlands. Die Haupt- übergänge, welche hier und da musterhafte Straßenbauten aufweisen und den Reisenden durch reichen Wechsel von Naturscenen in Spannung und Freude erhalten (z. B. der höchste der Pässe, der aus dem Gothaischen über Oberhof nach Suhl führt), ver- mitteln den großen Verkehr zwischen Nordost- und Süddeutschland (wie denn schon seit dem frühen Mittelalter eine Heer- und Han- delsstraße von Nürnberg über Judenbach und Gräfenthal nach Thüringen und Sachsen führte), und nicht minder wichtig sind die zahlreichen Nebenwege für den Verkehr der beiden Gebirgs- seiten. Aber auch Anmuth und trauliches Leben begrüßt und in dem freundlichen Thüringer Walde. Hier fesselt unsern Blick die reiche Mannigfaltigkeit bewaldeter Hügel und Berge, die an dem Haupt- kamme auf- und nebeneinander emporschwellen, und aus denen öfters alte Burgen oder kühne Felsen emporragen; dort verfolgt er eines der tief und steil eingesenkten zahlreichen Querthäler (Längenthä- tcr fehlen fast ganz), welche bisweilen unmittelbar bis an den Hauptkamm eindringen und daselbst als scharfe, theilweise felsige Einschnitte erscheinen. An den Höhen, wie in den Thälern wechseln

3. Vaterländisches Lesebuch - S. 338

1857 - Jena : Mauke
338 thales, die Gegenden der mittleren Unstrut, die Güldene Au an der Helme und in der Nachbarschaft des Kiffhäüfers, die mit ihren Sagen an lebensvolle Zeiten des deutschen Kaiserthums erinnert, wie denn überhaupt Thüringen reich an Sagen ist, die sich bald an eine der vielen Bergruinen, bald an ein Dorf oder Schloß, bald wieder an eine Höhle, einen Denkstein, ja an manchen Baum lehnen. Auch unfruchtbare Striche enthält Thüringen, unter ihnen be- sonders die kleinen Hochflächen aus Muschelkalk, z. B. das Eichs- seld, den Hainich, die sogenannte Ilmplatte und Saalplatte. In solchen Gegenden darf der Landmann kaum auf einen seiner Mühe entsprechenden Lohn rechnen; dagegen gedeihen daselbst oft kräftige Bnchenwaldungen, wie man sie z. B. nördlich von Mühl- hausen im Eichsfelde antrifft. Die steilen Thalgehänge der Muschelkalkformation, zwischen welchen theilweise die Unstrut, die Gera, die Ilm und die Saale, fließen sowie die Südabhänge der Muschelkalkberge und Thäler sind sogar oft so trocken und unfrucht- bar, daß kaum Niederholz die nöthige Nahrung findet, und daß, sind solche Höhen einmal von Wald entblößt, vergebliche Mühe angewendet wird, sie mit neuem zu bepflanzen. Die« ist z. B. der Fall bei den schönen, aber kahlen Bergen in der Umgebung Iena's deren dürre Abhänge man deßhalb, damit nicht allzusehr das dürftige Kleid einer mageren Schafweidc, womit der größere Theil derselben bedeckt ist, unerquicklich ins Auge falle, mit Weinpflanzungen zu versehen sich hat angelegen sein lassen. Wollen wir uns die Richtung der Straßenzüge Thüringens und des Verkehrs im Ganzen erklären, so haben wir auf die geo- graphische Stellung des Landes zu den Nachbargebieten Rücksicht zu nehmen. In der Mitte Deutschlands gelegen, an der Nord- und Südseite von höheren Gebirgöwänden eingeschlossen, in der Richtung von Westen nach Osten überwiegend eben und offen, mußte das thüringsche Stnfenland als Verbindungsglied zwischen Westdeutschland und dem wendischen, später germanisirten, Ost- deutschland eine hohe Wichtigkeit erlangen. Wie eö in Folge der letztgenannten Nachbarschaft in ethnographischer Beziehung ein Mischgebiet von alt-germanischen Stämmen und germanisirten Slaven wurde, so war es von jeher ein Passageland für Völker- und Waarenzüge. Erfurt, an diesem großen Verkehrswege, fast in dem natür- lichem Mittelpunkte, des Landes gelegen, mußte dadurch um so hö- here Bedeutung erlangen, und auch Eisenach in einer Bucht des Hörselthales, des Hauptpasses zwischen dem nördlichen und südwestlichen Deutschland, konnte schon wegen dieser Lage nicht

4. Vaterländisches Lesebuch - S. 340

1857 - Jena : Mauke
340 Durch ihren Gesang und ihre Schönheit bezaubert, sollen Biele ihr Schiff außer Acht gelassen haben, so daß es am Felsen schei- tern mußte. " . „ Der Lauf des Rheins ist ruhig und der Schifffahrt günstig; es gehen Dampfschiffe und Segelschiffe in Menge den Rhein auf und ab, Flöße aus dem Odenwald und Schwarzwald schwimmen nach den Niederlanden. Der auf den Hügeln an den Ufern des Flusses wachsende Rheinwein hat großen Ruf und die Rhein- Gegenden gehören zu den schönsten in Deutschland. Durch welche gesegneten Länder spült der Rhein seine grünen Wellen! Blühende belebte Städte, herrliche Dome, schöne Hügel, mit Schloßruinen gekrönt, bewaldete Bergknppen spiegeln sich in seinen Fluchen. Rechts den Main und links die Mosel aufnehmend, verbindet der Rhein Franken mit Lothringen; durch seinen eignen Lauf vereint er den Norden mit dem Süden: Holland mit der Schweiz, Eng- land mit Italien. Daö Rheingau wird das Paradies Deutschlands genannnt, und verdient diesen Rainen sowohl wegen seiner Schönheit als wegen seiner Fruchtbarkeit. Den Namen Rheingau führt die Ge- gend von Mainz bis Bingen. Der große Strom mit seinen vielen Inseln trägt am meisten zur Belebung der Gegend bei. Dazu kommt seine schöne Begrenzung: auf beiden Ufern mit Hellem Rebengrün bekleidete Höhen gehen als sanfte Thäler, oder als enge Schluchten und Felsspalten zum Flusse herab; wohlhabende Städte und Dörfer schmücken die Ufer, zahlreiche Schiffe und Dampfer fahren auf und ab. Auf dem Boß bei Hattenheim, unterhalb Mainz, hat man eine prachtvolle Aussicht über das ganze Rheingau. In N i e d e r i n g c l h e i m besaß Kaiser Karl der Große eine Pfalz (Palast). Auf der Stelle, wo sie gestanden, ist jetzt der Hof eines Laudwirths; von der alten Pracht zeugt nur noch ein runder Thorbogen und ein Stück von einer weißgrauen Marmor- säule. Solcher Säulen soll der Palast 100 gehabt haben. Den Strom weiter abwärts erblickt man den Johannis- berg, der sich, mit Reben bepflanzt, trevpenartig bis zum Gipfel erhebt. Oben liegt ein weiß schimmerndes Schloß; ihm gegenüber die Rochnskapelle auf dem Gipfel des Rochusberges. Auf dem Johannisberg wächst der berühmteste und theuerste Rheinwein. Die Weinberge nehmen einen Raum von 63 Morgen ein. Der jährliche Ertrag beläuft sich etwa auf 20,000 Gulden; in guten Jahren wird das Doppelte gewonnen. Eine Flasche Johannis- berger erster Sorte kostet an Ort und Stelle 11 Gulden; doch

5. Vaterländisches Lesebuch - S. 330

1857 - Jena : Mauke
330 Der Bau Deutschlands ist, wenn mau die Sache obenhin betrachtet, sehr einfach: es ist nämlich die schräge, allmählige Absenkung der Alpen nach Norden hin; nach Süden fallen die Alpen knrz und rasch ab, nach Norden aber langsam und verlo- ren und dieser nördliche Abfall der hohen Alpenmauer bis zum Meere ist eigentlich das deutsche Land. Das ist aber nur die Fläche, das Fundament im Ganzen; was jetzt von Bergen und Höhenzügen da drauf gesetzt ist, das macht das Bild schwieriger, aber auch reicher und mannigfaltiger. Um einen Ueberblick zu gewinnen, ziehen wir durch die Karte vor uns, von den Quellen der Oder in Osten einen 130 Meilen langen Strich querdurch bis an die französische Grenze im Westen. Dieser Strich aber würde nicht blos auf dem Papier stehen, sondern ist in Wirklichkeit, vou verschiedenen Höhenzügen gebildet und trennt Deutschland in zwei ziemlich gleiche Hälften in Nord- und Süddentschland. Jene, die Grenzlinie bildenden Gebirge heißen: die Sudeten, das Riesengebirg, Erzgebirg, Fichtelgcbirg, Thürin- ger Wald, Rhön, Bogelgebirg, Taunus, Westerwald, Hunsrück, Eifel, bis zu den Ardennen. Diese Lisjnie, welche nicht gerade, sondern gewunden ist, scheidet das deutsche Land nicht blos in Nord und Süd, sondern auch in Hoch- und Tiefland. Der südliche Theil ist Ob er-Deutsch land, die größere Hälfte und ein Gebirgs.-Kessel- und Hochflächenland, fast ganz zusammenhängend, nur vom Rhein- und Donau-Thal durch- schnitten. • Der nördliche Theil ist Niederdeutschland. Er besteht, nicht überall, aber großentheils, aus Flach-und Tiefland, welches als eine Fortsetzung der russisch-polnischen Ebene betrachtet wer- den käun, und im Durchschnitt 40 bis 50 Meilen breit und" 180 Meilen lang, von der Mündung der Weichsel bis zur Rheinmün- dung reicht. Der westliche Theil dieser Nordhälfte ist mit Ber- gen, Hügeln und Hochflächen bedeckt und hier ragt die Natur von Oberdentschland in Niederdcntschland herein und verbindet gleich- sam die beiden Hälften mit einander. Betrachten wir die Flüsse von Deutschland, so wendet sich die größere Zahl derselben den nördlichen Meeren zu. Dieß liegt natürlich in dem Hauptban des Ganzen. Zwei Drittel der deut- schen Gewässer fließen nach Norden ab; weniger als ein Drittel geht nach Osten zürn schwarzen Meer und der kleine Nest wendet sich nach Süden zum adriatischen Meer. Nach Osten geht die Donau mit ihren vielen Nebenflüssen, welche die Alpenthäler, das

6. Vaterländisches Lesebuch - S. 339

1857 - Jena : Mauke
339 bedeutungslos bleiben, so wie die nahegelegene Wartburg die wahre Warte für Thüringen und Hessen war. Wie schon frü- her immer der Hauptstraßenzug, so geht jetzt auch von Osten nach Westen die Thüringische Eisenbahn. Daß der Berkchr im Innern sich sehr zersplittert hat, ist aus dem Dasein der vielen Haupt- und Residenzstädte erklärlich. Aber die Zertheilung Thüringens in eine große Zahl kleiner Länder- gebiete darf von Deutschland nicht beklagt werden. Wie viele der schönsten Blüthen im Gebiete der deutschen Literatur, wie viele schmückende Züge im deutschen Leben und in der Physiognomie des Landes selbst würden fehlen ohne die Erbtheilungen in der Sächsisch - Ernestinischen Linie, ohne ihre vielen Fürstensitze! — 12. Der Nhcin. Der Rhein ist der schönste deutsche Strom; nur von der Donau und Wolga an Länge übertroffen, legt er auf seinem Weg 190 Meilen zurück und nimmt eine große Menge Zuflüsse auf. Er entspringt auf dem St. Gotthartsberge und es rinnen und stürzen ihm aus einer Menge von Glätscheru zahlreiche Gewässer zu. Diese klären ihre wilde Alpennatur in 15 tiefen, grünen Seen und treten als Strom vereinigt in die breite Rheinebene hinaus, rechts vom Schwarzwald und Odenwald, links von den Vogesen begleitet. Diese Rheinebene war wohl früher ganz mit Wasser bedeckt: vielleicht ein großer See. Der Rhein heißt vom Ursprung bis Mainz der Oberrhein. Mittelrhein heißt der Fluß von Mainz, oder der Maintnündnng, bis dahin, wo die Gebirge au den Ufern aufhören und die weite Nordebene den Strom aufnimmt. Das letzte Gebirg ist das Sieb engebirg bei Bonn, die schönste Gegend des Nheinthals. Von hier bis zur Mündung heißt der Fluß, der Niederrhein. Sechs Stunden unterhalb Mainz, bei Bingen — also am Mittelrhein — werden die Ufer von zwei Gebirgen, rechts von dem Taunus und links von dem Huns- rück so eingeengt, daß jein Bett, welches bei Mainz fast 2000 Fuß breit ist, ganz schmal wird. Der Strom ist'vor langer Zeit hier durchgebrochen und hat die Felsen der genannten zwei Ge- birge auseinander gerissen. Die Reste davon, unter dem Namen Bing er Loch bekannt, wurden den Schiffern früher gefährlich. Jetzt ist die Durchfahrt durch Sprengung erweitert. Unterhalb Bingen tritt ein Felsen Gefahr drohend dem Schiffer entgegen; er heißt der Loreley oder Lurley-Felsen. Die Loreley war, nach der Sage, eine Wassernixe, welche sich oft auf dem Felsen den Schiffern zeigte, singend und ihr langes goldues Haar kämmend.

7. Vaterländisches Lesebuch - S. 341

1857 - Jena : Mauke
341 giebt es auch zu 21/« Gulden. Das Schloß und Weingut wurde 1816 als österreichisches Lehen dem Fürsten Metternich überlassen. Da wo die Nahe in den Rhein mündet, am linken Nhein- und rechten Naheufer liegt Bin gen, eine lebhafte Stadt von der herrlichsten Lage. Bon Bingen aus besteigt man das Schloß Klopp, von wo man das Nahethal und den Odenwald übersieht. Weiter abwärts ist das Bing er Loch und der Mäuse thu rm; gerade gegenüber Rüdes heim und der Niederwald. Der Niederwald liegt 800 Fuß über dem Nheinspiegel. In V* Stunden ist man auf Eseln von Rüdesheim aus an einen Waldsaum gelangt, wo ein kleiner, runder Tempel steht. Bon hier geht es noch eine kleine halbe Stunde aufwärts nach der » Rossel, einem Bergvorsprung, von wo man Bingen, die Nahe- mündung und die steinerne Brücke gerade unter sich hat; den Strom hinauf und hinab ist eine Aussicht, wie es wohl wenige mehr in der Welt giebt. 13. Die Alpen breiten sich wie Reihen erhabener Dämme und Mauern zwischen Deutschland und Italien ans. Diß westlichen sind die Schweizer-, die östlichen die Oestreicher Alpen. Die Alpen sind eine hohe Anhäufung von Felsen- und Gestein-Massen, nach allen Richtungen durch Thäler, Spalten und Schlünde zerrissenaus ihrer Mitte erheben sich Schnecgipfcl, schießen Zacken, Hörner und Nadeln empor, die meisten mit Schnee- und Glätscherhüllen umgeben; zwischendurch stürzen die grünen Alpengewässer hervor und suchen brausend und tobend die Ebne, in der sie ruhiger dahin fließen. Bier Gürtel sind es, welche, jeder von dem andern verschieden, die Alpen umziehen: der erste ist der Fuß, bedeckt mit Getraide- feldern und heitern Dörfern und Städten; weiter aufwärts ist der Waldgürtel, von schmalen, steilen Pfaden durchzogen; dann kommen die Matten, grüne Viehweiden und die braunen Senn- hütten der Hirten, der Alpgürtel genannt (Alp heißt auch Weide- platz); endlich der oberste ist der Felsgürte'., öde, unzugängliche Gegenden und todte Schneefelder. ' Die Glätscher sind große, oft mehrere Stunden lange Eiö- . Massen, bald wagrecht liegend, bald in wellenförmiger Gestalt die Abhänge hinauf und herabsteigend, welche durch das von den Schneegipfcln herabrinncnde und weiter unten gefrierende Wasser entstehen. Sie sind weißgrau von Farbe; in den Spalten erscheint das grobkörnige Eis dunkelblau, an den Kanten und Ecken grün. Diese Spalten, welche sich mit donnerähnlichem Krachen ausein-

8. Erdkunde von Deutschland und seinen Nachbarländern - S. 68

1852 - Jena : Döbereiner und Schreiber
f> 8 Südöstlich von Leipzig liegt Grimma an der Mulde mit einer Fürstenschule. Zn der Nähe ist das sonstige Nonnen- kloster Nimptsch, in welchem Katharina von Bora lebte. Wurzen an der Mulde, Geburtsort des Dichters Lichtwer (geb. 1719 -j- zu Halberstadt 1783) und des Geschichtsschrei- bers Schott gen. Huberts bürg auf dem Kulmberg, ein Lust- und Jagdschloß, bekannt durch den Frieden von 1763 am 15. Februar, welcher den 7jährigcn Krieg beendigte. Westlich von dem Königreiche Sachsen liegt das alte Oster- und Thüring erlaub, welches meist von der Saale und ihren Zuflüssen durchflossen wird. Es ist ein fruchtbarer, mit Hü- gelreihen durchzogener Landstrich, welcher aber politisch nicht ein Ganzes bildet, sondern in viele kleine unbedeutende Staa- ten zerspalten ist, welche oft selbst wreder in mehrere Theile auseinander gerissen sind. In das Saalgebiet gehören außer dem preußischen Besitzthume, die Fürstenthümer Schwarz- bürg, die Reußischen Lande, und zum Theil die sächsisch e r n e st i n i sch e n Länder. Die Fürstenthümer Schwarzbnrg. Sie liegen in Thüringen zerstreut, theils zwischen säch- sischen Herzogthümern südlich und östlich von Erfurt, von der Gera, Ilm, Schwarze, Saale durchflossen, theils nördlich, von preußischem Gebiete umgeben, von der Wipper und Helbe durchströmt. Der südliche Theil heißt die Oberherrschaft, der nördliche die Unterherrschaft. Beide Theile sind bergig und hügelig. Die niedere Grafschaft wird von der Hamleite und dem romantischen Kyffhäuser (S. 50) durchzogen. Schon zu Kaiser Rothbarts Zeit gab es Grafen von Schwarz- burg. Einer von ihnen, der ritterliche Günther, war im 14. Jahrh. Karls Iv. Gegenkaiser und stritt mit ihm um die Kaiserkrone, starb aber während des Kampfes zu Frankfurt. Die Erzählung Schillers, „Herzog von Alba bei einem Früh- stücke auf dem Schlosse zu Rudolstadt im Jahr 1547", macht uns mit der verwittweten, aber heldenmüthigen Gräfin Ka- tharina bekannt. Ihr Gemahl Günther (40ste) hatte noch alle Lande vereinigt. Sie wurden nach seinem Tode aber zerstückelt und sind noch jetzt unter die zwoi Linien Ru- dolstadt und Sondershausen getheilt, welche seit 1697 gefürstet sind. Schwarzburg-Rudolstadt enthält 18ssh Meilen mit 70,000 evangel. Einw. und wird von dem Fürsten Friedrich Günther regiert. Es besitzt in der Oberherrschaft: Ru- d ölst ad t im lieblichen Saalthale mit 6000 Einw. Sie ist die Haupt- und Residenzstadt und auf einem Berge über der Stadt liegt das Restdenzschloß. Da Schiller sich öfters in

9. Erdkunde von Deutschland und seinen Nachbarländern - S. 69

1852 - Jena : Döbereiner und Schreiber
69 Rudolstadt aufhielt und von dem kunstsinnigen Hofe daselbst geehrt wurde, fo erinnert dort manches an den beliebten Dich- ter. An einem Nebenflüsse der Saale, in dem wilden und schauerlichen Thale der Schwarza, liegt das Stammschloß der Schwarzburger Fürsten, die alte Schwarz b ürg, um deren steilen Felsabhang der Fluß sich windet. Sie bewahrt noch eine Menge Ritterrüstungen und Waffen aus dem Mit- telalter. Ein linker Seitenbach der Schwarza führt in ein stilles und trauliches, mit den malerischen, sehenswerthen Ruinen der Abtei Paul inzelle geschmücktes Seitenthal. Zn der Nähe liegt auch das Dorf Keil hau mit einer Er- ziehungsanstalt für Knaben. Zn der Unterherrschaft besitzt es Frankenhausen mit 5000 Einw., einem Salzwerke und mit Soolbädern. Von da stammt F. W. Zachariä (geb. 1726, -j- 1777 zu Braun- schweig). Hier wurde den aufrührerischen Bauern unter Tho- mas Münzer 1525 eine bedeutende Niederlage beigebracht. Zn der Nähe liegen die Ruinen des kaiserlichen Schlosses Kyffhäuser und die Rothenburg an der güldenen Aue. Schwarzburg-Sondershausen umfaßt 16£ Mei- len mit 60,000 evangel. Einw. Regent ist Friedrich Karl Günther. Zn der Unterherrschaft besitzt es die Residenz Sondershausen in sehr angenehmer Gegend an der Wip- per, mit 4000 Einw. Es liegt 1^ Meile von Frankenhausen und eben so weit von Nordhausen. Südlich davon liegt auf der Hainleite der Berg Possen, auf dem ein Jagdschloß und ein Thurm mit weiter Aussicht ist. Zm Zahr 933 fand in dieser Gegend eine Hunnenschlacht statt. Zn der Oberherrschaft liegt südlich von Erfurt Arn- stadt mit 5000 Einw. an der Gera, deren schönes Thal sich aufwärts bis zum Städtchen Plaue erstreckt. Zn Arnstadt ist die alte schöne Liebfrauenkirche und die Günthersmühle mit 12 Gängen zu erwähnen. Zn der Nähe sind die Ruinen der Käfernburg. Tiefer im Gebirge finden sich viele Hütten- werke, Glashütten und Schneidemühlen. Die Reußischen Lande. Sie liegen im sächsischen Dogtlande, und werden von Saale und Elster durchflossen. Nur der bevölkertste Theil, die Fabrikgegend um Gera, liegt nördlicher an der Elster. Sie sind gebirgig und waldig, da der Frankenwald, wie das Elstergebirge sie durchziehen. Die Fürstensöhne des Hauses Reuß führen schon seit langer Zeit den Namen „Heinrich" und unterscheiden sich durch Zahlen. Doch man zählt nur bis 100, dann beginnt man wieder von vorne. Ohngefähr vor einem halben Jahrhunderte wurde die gräfliche Familie

10. Erdkunde von Deutschland und seinen Nachbarländern - S. 70

1852 - Jena : Döbereiner und Schreiber
To in den Fürstenstand erhoben. Sie theilt sich in zwei Linien, in die ältere und in die jüngere. Die ältere Linie besitzt 7 □ Meilen mit 35,000 lurher. Einw. Der jetzige Fürst ist Heinrich Xx., welcher Greiz m.t 7000 Einw. zu seiner Residenz hat. Dieses hat Wollen- und Baumwollenwebereien und seine Lage an der Elster, nicht gar fern vom Göltschthale (S. 66), ist reizend. Das alte Schloß ragt auf einem Felsen mitten aus der Stadt empor. Westlich davon liegt der gewerbsame Ort Zeulenrode. Die jüngere Linie hat 21 □ Meilen mit 77,000 luth. Einw. Sie war bis vor kurzem noch in zwei Linien gespal- ten; da aber Heinrich der 72ste, Fürst von Lobenstein und Ebersdorf zurückgetreten ist, so regiert jetzt die ganzen Be- sitzungen Fürst Heinrich der 62ste. Seine Residenz ist Schleiz mit 6200 Einw. Lobenstein, Saalburg und Ebers- dorf mit einer Herrnhuterkolonie sind unbedeutende Orte. Getrennt davon durch den Weimarisch-Neustädtischen Kreis liegt das Gebiet von Gera. Diestadt Gera, welche oft klein Leipzig genannt wird, hat 10,000 Einw., vielen Handel und Fabriken und liegt in lieblicher Gegend an der Elster. Aon hier stammt Streckfuß (geb. 1779), der hochgefeierte Uebersetzcr v. Dante, Taffo, Ariost u. A. In der Nähe ist Köstritz mit einem schönen Schlosse und Gar- ten und mit berühmtem Biere. Das Herzogthum Sachsen-Altenburg. Nach dem Schlage bei Mühlberg 1547 (S. 59), wo die ernestinische Linie das Kurland verlor, theilte sich dieselbe in mehrere Linien. Und so stammen von ihr die vier jetzt regierenden sächsischen Herzogshäuser, Weimar, Meiningen, Covurg-Gotha und Altenburg, deren Gebiete aber nicht voll- ständig dem Saalgcbiete angehören. Aon ihnen gehört ganz Altenburg, ein großer Theil von Weimar, Eisenach ausge- nommen, und von Meiningen, Saalfeld, Pößneck, Camburg und Krannichfeld, zum Saalgcbiete. Koburg-Gotha wird nur an einigen Stellen davon berührt; Gotha liegt im Werra- und Koburg im Maingebiete. Zn Altenburg regiert jetzt der Herzog Georg. Das Herzogthum ist in zwei einander nicht berührende Theile ge- trennt. Zwischen beiden liegt das reußische Ländchen Gera. Durch den östlichen Theil im alten Osterlande fließt die Pleiße, durch den westlichen die Saale. Zm östlichen Landesrhcile, der eben ist und blühenden Ackerbau und starke Viehzucht hat, liegt £ Stunden von der Pleiße entfernt die Haupt-, Residenz- und Manufakturstadt Altenburg mit 15,600 Einw. Sie ist auf mehreren Hügeln unregelmäßig
   bis 10 von 85 weiter»  »»
85 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 85 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 2
1 4
2 0
3 14
4 0
5 3
6 0
7 9
8 55
9 1
10 0
11 0
12 0
13 1
14 0
15 0
16 1
17 1
18 42
19 0
20 0
21 0
22 0
23 0
24 6
25 0
26 0
27 1
28 0
29 0
30 0
31 1
32 1
33 0
34 0
35 0
36 0
37 18
38 10
39 0
40 0
41 0
42 1
43 1
44 4
45 0
46 4
47 2
48 0
49 2

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 13
1 93
2 11
3 17
4 7
5 85
6 24
7 29
8 181
9 40
10 40
11 26
12 22
13 51
14 25
15 28
16 169
17 332
18 73
19 79
20 38
21 115
22 5
23 92
24 35
25 13
26 15
27 7
28 52
29 38
30 13
31 10
32 4
33 11
34 27
35 28
36 46
37 28
38 18
39 66
40 41
41 58
42 54
43 20
44 30
45 63
46 40
47 10
48 54
49 70
50 16
51 53
52 31
53 3
54 50
55 18
56 21
57 39
58 32
59 17
60 52
61 7
62 9
63 5
64 23
65 21
66 11
67 29
68 27
69 11
70 54
71 17
72 14
73 60
74 65
75 44
76 203
77 323
78 26
79 23
80 36
81 39
82 62
83 22
84 30
85 25
86 20
87 72
88 13
89 8
90 30
91 48
92 170
93 63
94 252
95 21
96 44
97 24
98 137
99 4

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 6
1 0
2 1
3 1
4 0
5 0
6 24
7 0
8 0
9 1
10 2
11 3
12 0
13 2
14 23
15 0
16 0
17 0
18 1
19 0
20 0
21 1
22 0
23 0
24 0
25 34
26 0
27 0
28 0
29 0
30 0
31 0
32 3
33 1
34 3
35 0
36 31
37 0
38 2
39 0
40 0
41 0
42 0
43 0
44 0
45 0
46 0
47 1
48 0
49 0
50 1
51 5
52 0
53 1
54 0
55 3
56 1
57 0
58 0
59 1
60 0
61 3
62 0
63 0
64 1
65 0
66 6
67 0
68 2
69 0
70 16
71 0
72 8
73 0
74 0
75 1
76 0
77 0
78 0
79 0
80 2
81 41
82 0
83 0
84 0
85 0
86 0
87 0
88 0
89 3
90 3
91 0
92 0
93 12
94 6
95 1
96 31
97 5
98 0
99 0
100 1
101 0
102 2
103 0
104 0
105 0
106 1
107 0
108 0
109 0
110 0
111 0
112 1
113 0
114 0
115 0
116 0
117 0
118 1
119 7
120 0
121 0
122 0
123 1
124 0
125 1
126 1
127 0
128 0
129 2
130 2
131 0
132 0
133 4
134 0
135 0
136 0
137 1
138 0
139 22
140 0
141 0
142 4
143 1
144 1
145 0
146 0
147 0
148 0
149 0
150 0
151 0
152 1
153 4
154 0
155 1
156 0
157 0
158 0
159 0
160 0
161 2
162 0
163 0
164 0
165 0
166 0
167 0
168 0
169 0
170 0
171 1
172 6
173 1
174 3
175 1
176 0
177 0
178 0
179 0
180 2
181 0
182 0
183 2
184 0
185 0
186 0
187 0
188 0
189 0
190 0
191 4
192 0
193 4
194 0
195 0
196 1
197 0
198 1
199 7