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Thal mit steilen Bergen umschlossen, die höher hinauf als Alpen zum
Himmel streben. Dabei braußt die wilde Salza ins Thal herein,
und theilt die Stadt in zwei ungleiche Hälften. Salzburg ist der
Geburtsort des berühmten Musikers Mio zart. Daß man aus
der Umgegend z. B. vom Geisberg aus, eine entzückende Aus-
sicht hat, läßt sich denken. Wenn inan die Salza aufwärts reist,
kommt man nach Hallein, wo man die Bergwerke befahren kann.
Der schräge Eingang führt auf zwei Balken abwärts in den Berg
hinein. Man rutscht, an der linken Hand mit einem Handschuh
bekleidet, um daö Seil zu halten, in die Tiefe hinunter; mit der
Rechten hält man sich an dem Bergmann, der vor einem sitzt
und das Grubenlicht trägt.
Jl1. Thüringen.
Thüringen ist abgeschlossen südlich und südwestlich durch den
Thüringer Wald, nördlich durch den Harz, westlich und östlich
durch die Thäler der Werra und Saale, die mit ihren felsigen
Ufern und tiefen Einschnitten recht kenntlich als Grenzen hervor-
treten. Der Name Thüringen haftet auch heute noch an dem ersten
Grunde und Boden und an dem Kerne der ehemaligen Landschaf-
ten des Bolksstammes der Thüringer.
Der Thüringer Wald dehnt sich gegen 36 Stunden von
Südosten nach Nordosteu, erfüllt ein etwa 46 □ Meilen großes >
Viereck und scheidet Norddeutschland von Süddeutschland. Seit
uralter Zeit bieten seine beiden Gebirgsseiten einen Natur- und
Völkergcgensatz dar, einen Gegensatz der Sprache, Sitte und Ei-
genthümlichkeit in Haus und Leben.
Etwa in der Mitte, da, wo ein Qucllknoten von Rhein-, Elb-
und Wesergewässern ist, legt er sich in zwei wesentlich verschiedene
Theile auseinander. In der südöstliche n Hälfte nämlich herrscht
daö sogenannte Uebergaugsgebirge oder die Grauwackenformation,
im Nordwesten massiges Gestein vor. Dort ist er von plateau-
förmiger Gestalt und bildet eine 10 bis l4 Stunden breite, im
Mittel 2000 Fuß hohe, gipfclarme Hochfläche, welche durch eine
Menge tiefgespaltener und sehr gewundener Thäler in eine Zahl
Hochrückcn zerschnitten wird. Auf ihnen nehmen die Waldreviere
den größeren Raum ein, während in den Thälern überall saftige
Wiesen zwischen den dunklen Waldwänden sich hinschlingen.
Anders die nord w estlich e zweite Hälfte, deren schöner Bau
den Wanderer überrascht, er mag sich von Nord- oder Süddeutsch-
land ihr nähern: eine schmale, langgestreckte, durch einen hohen
Kamm stetig geschlossene Bergkette in scharfgezeichneten und doch
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
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weichen Umrissen, umlagert von kurzen Terassen, eingeschnitten von
bald geschnürten, bald gebauchten Thälern, gekrönt mit meist rund-
lichen Bergspitzen. -
Die Längenerstreckung dieser frei und schlank emporsteigenden
Landzunge mißt kaum 10 Meilen, die Breitenausdehnung auch an
den breitesten Stellen wenig über 2 Meilen. Man kann an nicht
wenigen Stellen zugleich nach beiden Seiten in die Ebene hinab-
blicken und bequem an einem Nachrnittage über dieselbe hinüber-
wandern. Aus dem etwa 2300 bis 2500 F. erreichenden Kamme
der einfachen Hauptkette, steigen die höchsten Gipfel noch um
mehrere hundert Fuß empor, am südöstlichen Ende der große Beerberg
(3064 F.) und der Schneekopf (3043 F.), und in der Nähe des
Nordwestens der bekannteste der Gipfel, der Inselsberg (2855 F.).
Die Uebergangspässe bleiben wenig unter der Höhe des Kammes
zurück. Er stellt daher dem Uebergang wenig Schwierigkeiten
entgegen, und es geht sogar seit uralter Zeit ein gebahnter und
ziemlich fahrbarer Weg, der sogenannte Rennstieg (d. i. Rain-
oder Grenzweg, alter Name) denselben entlang. ^ Auch trifft man
hoch an den Kamm hinaufgerückt kleine Ortschaften, und nirgends
fehlt es an Ansiedelungen zu gastlicher Aufnahme. Ebenso bieten
die Uebergänge quer über das Gebirge, deren es eine Menge giebt,
keine erheblichen Schwierigkeiten dar. Der Thüringer Wald ist
deßwegen eines der wegsamsten Gebirge Deutschlands. Die Haupt-
übergänge, welche hier und da musterhafte Straßenbauten aufweisen
und den Reisenden durch reichen Wechsel von Naturscenen in
Spannung und Freude erhalten (z. B. der höchste der Pässe,
der aus dem Gothaischen über Oberhof nach Suhl führt), ver-
mitteln den großen Verkehr zwischen Nordost- und Süddeutschland
(wie denn schon seit dem frühen Mittelalter eine Heer- und Han-
delsstraße von Nürnberg über Judenbach und Gräfenthal nach
Thüringen und Sachsen führte), und nicht minder wichtig sind
die zahlreichen Nebenwege für den Verkehr der beiden Gebirgs-
seiten.
Aber auch Anmuth und trauliches Leben begrüßt und in dem
freundlichen Thüringer Walde. Hier fesselt unsern Blick die reiche
Mannigfaltigkeit bewaldeter Hügel und Berge, die an dem Haupt-
kamme auf- und nebeneinander emporschwellen, und aus denen öfters
alte Burgen oder kühne Felsen emporragen; dort verfolgt er eines
der tief und steil eingesenkten zahlreichen Querthäler (Längenthä-
tcr fehlen fast ganz), welche bisweilen unmittelbar bis an den
Hauptkamm eindringen und daselbst als scharfe, theilweise felsige
Einschnitte erscheinen. An den Höhen, wie in den Thälern wechseln
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338
thales, die Gegenden der mittleren Unstrut, die Güldene Au an der
Helme und in der Nachbarschaft des Kiffhäüfers, die mit ihren
Sagen an lebensvolle Zeiten des deutschen Kaiserthums erinnert,
wie denn überhaupt Thüringen reich an Sagen ist, die sich bald
an eine der vielen Bergruinen, bald an ein Dorf oder Schloß, bald
wieder an eine Höhle, einen Denkstein, ja an manchen Baum lehnen.
Auch unfruchtbare Striche enthält Thüringen, unter ihnen be-
sonders die kleinen Hochflächen aus Muschelkalk, z. B. das Eichs-
seld, den Hainich, die sogenannte Ilmplatte und Saalplatte.
In solchen Gegenden darf der Landmann kaum auf einen seiner
Mühe entsprechenden Lohn rechnen; dagegen gedeihen daselbst oft
kräftige Bnchenwaldungen, wie man sie z. B. nördlich von Mühl-
hausen im Eichsfelde antrifft. Die steilen Thalgehänge der
Muschelkalkformation, zwischen welchen theilweise die Unstrut, die
Gera, die Ilm und die Saale, fließen sowie die Südabhänge der
Muschelkalkberge und Thäler sind sogar oft so trocken und unfrucht-
bar, daß kaum Niederholz die nöthige Nahrung findet, und daß,
sind solche Höhen einmal von Wald entblößt, vergebliche Mühe
angewendet wird, sie mit neuem zu bepflanzen. Die« ist
z. B. der Fall bei den schönen, aber kahlen Bergen in der
Umgebung Iena's deren dürre Abhänge man deßhalb, damit
nicht allzusehr das dürftige Kleid einer mageren Schafweidc, womit
der größere Theil derselben bedeckt ist, unerquicklich ins Auge falle,
mit Weinpflanzungen zu versehen sich hat angelegen sein lassen.
Wollen wir uns die Richtung der Straßenzüge Thüringens
und des Verkehrs im Ganzen erklären, so haben wir auf die geo-
graphische Stellung des Landes zu den Nachbargebieten Rücksicht
zu nehmen. In der Mitte Deutschlands gelegen, an der Nord-
und Südseite von höheren Gebirgöwänden eingeschlossen, in der
Richtung von Westen nach Osten überwiegend eben und offen,
mußte das thüringsche Stnfenland als Verbindungsglied zwischen
Westdeutschland und dem wendischen, später germanisirten, Ost-
deutschland eine hohe Wichtigkeit erlangen. Wie eö in Folge der
letztgenannten Nachbarschaft in ethnographischer Beziehung ein
Mischgebiet von alt-germanischen Stämmen und germanisirten
Slaven wurde, so war es von jeher ein Passageland für Völker-
und Waarenzüge.
Erfurt, an diesem großen Verkehrswege, fast in dem natür-
lichem Mittelpunkte, des Landes gelegen, mußte dadurch um so hö-
here Bedeutung erlangen, und auch Eisenach in einer Bucht
des Hörselthales, des Hauptpasses zwischen dem nördlichen und
südwestlichen Deutschland, konnte schon wegen dieser Lage nicht
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Extrahierte Ortsnamen: Gera Niederholz Thüringens Deutschlands Westdeutschland Erfurt Eisenach Deutschland
340
Durch ihren Gesang und ihre Schönheit bezaubert, sollen Biele
ihr Schiff außer Acht gelassen haben, so daß es am Felsen schei-
tern mußte. " . „
Der Lauf des Rheins ist ruhig und der Schifffahrt günstig;
es gehen Dampfschiffe und Segelschiffe in Menge den Rhein auf
und ab, Flöße aus dem Odenwald und Schwarzwald schwimmen
nach den Niederlanden. Der auf den Hügeln an den Ufern des
Flusses wachsende Rheinwein hat großen Ruf und die Rhein-
Gegenden gehören zu den schönsten in Deutschland. Durch welche
gesegneten Länder spült der Rhein seine grünen Wellen! Blühende
belebte Städte, herrliche Dome, schöne Hügel, mit Schloßruinen
gekrönt, bewaldete Bergknppen spiegeln sich in seinen Fluchen.
Rechts den Main und links die Mosel aufnehmend, verbindet der
Rhein Franken mit Lothringen; durch seinen eignen Lauf vereint
er den Norden mit dem Süden: Holland mit der Schweiz, Eng-
land mit Italien.
Daö Rheingau wird das Paradies Deutschlands genannnt,
und verdient diesen Rainen sowohl wegen seiner Schönheit als
wegen seiner Fruchtbarkeit. Den Namen Rheingau führt die Ge-
gend von Mainz bis Bingen. Der große Strom mit seinen vielen
Inseln trägt am meisten zur Belebung der Gegend bei. Dazu
kommt seine schöne Begrenzung: auf beiden Ufern mit Hellem
Rebengrün bekleidete Höhen gehen als sanfte Thäler, oder als
enge Schluchten und Felsspalten zum Flusse herab; wohlhabende
Städte und Dörfer schmücken die Ufer, zahlreiche Schiffe und
Dampfer fahren auf und ab. Auf dem Boß bei Hattenheim,
unterhalb Mainz, hat man eine prachtvolle Aussicht über das ganze
Rheingau. In N i e d e r i n g c l h e i m besaß Kaiser Karl der Große
eine Pfalz (Palast). Auf der Stelle, wo sie gestanden, ist jetzt der
Hof eines Laudwirths; von der alten Pracht zeugt nur noch ein
runder Thorbogen und ein Stück von einer weißgrauen Marmor-
säule. Solcher Säulen soll der Palast 100 gehabt haben.
Den Strom weiter abwärts erblickt man den Johannis-
berg, der sich, mit Reben bepflanzt, trevpenartig bis zum Gipfel
erhebt. Oben liegt ein weiß schimmerndes Schloß; ihm gegenüber
die Rochnskapelle auf dem Gipfel des Rochusberges. Auf
dem Johannisberg wächst der berühmteste und theuerste Rheinwein.
Die Weinberge nehmen einen Raum von 63 Morgen ein. Der
jährliche Ertrag beläuft sich etwa auf 20,000 Gulden; in guten
Jahren wird das Doppelte gewonnen. Eine Flasche Johannis-
berger erster Sorte kostet an Ort und Stelle 11 Gulden; doch
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Extrahierte Personennamen: Karl_der_Große Karl
Extrahierte Ortsnamen: Rheins Rhein Odenwald Schwarzwald Niederlanden Rhein- Deutschland Rhein Main Rhein Lothringen Holland Schweiz Italien Rheingau Deutschlands Rheingau Mainz Hattenheim Mainz Rheingau Johannisberg
330
Der Bau Deutschlands ist, wenn mau die Sache obenhin
betrachtet, sehr einfach: es ist nämlich die schräge, allmählige
Absenkung der Alpen nach Norden hin; nach Süden fallen die
Alpen knrz und rasch ab, nach Norden aber langsam und verlo-
ren und dieser nördliche Abfall der hohen Alpenmauer bis zum
Meere ist eigentlich das deutsche Land.
Das ist aber nur die Fläche, das Fundament im Ganzen;
was jetzt von Bergen und Höhenzügen da drauf gesetzt ist, das
macht das Bild schwieriger, aber auch reicher und mannigfaltiger.
Um einen Ueberblick zu gewinnen, ziehen wir durch die Karte vor
uns, von den Quellen der Oder in Osten einen 130 Meilen langen
Strich querdurch bis an die französische Grenze im Westen. Dieser
Strich aber würde nicht blos auf dem Papier stehen, sondern
ist in Wirklichkeit, vou verschiedenen Höhenzügen gebildet und
trennt Deutschland in zwei ziemlich gleiche Hälften in Nord- und
Süddentschland. Jene, die Grenzlinie bildenden Gebirge heißen:
die Sudeten, das Riesengebirg, Erzgebirg, Fichtelgcbirg, Thürin-
ger Wald, Rhön, Bogelgebirg, Taunus, Westerwald, Hunsrück,
Eifel, bis zu den Ardennen.
Diese Lisjnie, welche nicht gerade, sondern gewunden ist,
scheidet das deutsche Land nicht blos in Nord und Süd, sondern
auch in Hoch- und Tiefland.
Der südliche Theil ist Ob er-Deutsch land, die größere
Hälfte und ein Gebirgs.-Kessel- und Hochflächenland, fast ganz
zusammenhängend, nur vom Rhein- und Donau-Thal durch-
schnitten. •
Der nördliche Theil ist Niederdeutschland. Er besteht,
nicht überall, aber großentheils, aus Flach-und Tiefland, welches
als eine Fortsetzung der russisch-polnischen Ebene betrachtet wer-
den käun, und im Durchschnitt 40 bis 50 Meilen breit und" 180
Meilen lang, von der Mündung der Weichsel bis zur Rheinmün-
dung reicht. Der westliche Theil dieser Nordhälfte ist mit Ber-
gen, Hügeln und Hochflächen bedeckt und hier ragt die Natur von
Oberdentschland in Niederdcntschland herein und verbindet gleich-
sam die beiden Hälften mit einander.
Betrachten wir die Flüsse von Deutschland, so wendet sich
die größere Zahl derselben den nördlichen Meeren zu. Dieß liegt
natürlich in dem Hauptban des Ganzen. Zwei Drittel der deut-
schen Gewässer fließen nach Norden ab; weniger als ein Drittel
geht nach Osten zürn schwarzen Meer und der kleine Nest wendet
sich nach Süden zum adriatischen Meer. Nach Osten geht die
Donau mit ihren vielen Nebenflüssen, welche die Alpenthäler, das
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TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee]]
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Westen Deutschland Erzgebirg Fichtelgcbirg Bogelgebirg Taunus Westerwald Nord Rhein- Donau-Thal Niederdeutschland Rheinmün- Niederdcntschland Deutschland Donau
339
bedeutungslos bleiben, so wie die nahegelegene Wartburg die
wahre Warte für Thüringen und Hessen war. Wie schon frü-
her immer der Hauptstraßenzug, so geht jetzt auch von Osten
nach Westen die Thüringische Eisenbahn.
Daß der Berkchr im Innern sich sehr zersplittert hat, ist aus
dem Dasein der vielen Haupt- und Residenzstädte erklärlich. Aber
die Zertheilung Thüringens in eine große Zahl kleiner Länder-
gebiete darf von Deutschland nicht beklagt werden. Wie viele der
schönsten Blüthen im Gebiete der deutschen Literatur, wie viele
schmückende Züge im deutschen Leben und in der Physiognomie
des Landes selbst würden fehlen ohne die Erbtheilungen in der
Sächsisch - Ernestinischen Linie, ohne ihre vielen Fürstensitze! —
12. Der Nhcin.
Der Rhein ist der schönste deutsche Strom; nur von der
Donau und Wolga an Länge übertroffen, legt er auf seinem Weg
190 Meilen zurück und nimmt eine große Menge Zuflüsse auf.
Er entspringt auf dem St. Gotthartsberge und es rinnen und
stürzen ihm aus einer Menge von Glätscheru zahlreiche Gewässer
zu. Diese klären ihre wilde Alpennatur in 15 tiefen, grünen Seen
und treten als Strom vereinigt in die breite Rheinebene hinaus,
rechts vom Schwarzwald und Odenwald, links von den Vogesen
begleitet. Diese Rheinebene war wohl früher ganz mit Wasser
bedeckt: vielleicht ein großer See. Der Rhein heißt vom Ursprung
bis Mainz der Oberrhein. Mittelrhein heißt der Fluß von
Mainz, oder der Maintnündnng, bis dahin, wo die Gebirge au
den Ufern aufhören und die weite Nordebene den Strom aufnimmt.
Das letzte Gebirg ist das Sieb engebirg bei Bonn, die
schönste Gegend des Nheinthals. Von hier bis zur Mündung
heißt der Fluß, der Niederrhein. Sechs Stunden unterhalb Mainz,
bei Bingen — also am Mittelrhein — werden die Ufer von zwei
Gebirgen, rechts von dem Taunus und links von dem Huns-
rück so eingeengt, daß jein Bett, welches bei Mainz fast 2000
Fuß breit ist, ganz schmal wird. Der Strom ist'vor langer Zeit
hier durchgebrochen und hat die Felsen der genannten zwei Ge-
birge auseinander gerissen. Die Reste davon, unter dem Namen
Bing er Loch bekannt, wurden den Schiffern früher gefährlich.
Jetzt ist die Durchfahrt durch Sprengung erweitert. Unterhalb
Bingen tritt ein Felsen Gefahr drohend dem Schiffer entgegen;
er heißt der Loreley oder Lurley-Felsen. Die Loreley war,
nach der Sage, eine Wassernixe, welche sich oft auf dem Felsen
den Schiffern zeigte, singend und ihr langes goldues Haar kämmend.
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341
giebt es auch zu 21/« Gulden. Das Schloß und Weingut wurde
1816 als österreichisches Lehen dem Fürsten Metternich überlassen.
Da wo die Nahe in den Rhein mündet, am linken Nhein-
und rechten Naheufer liegt Bin gen, eine lebhafte Stadt von der
herrlichsten Lage. Bon Bingen aus besteigt man das Schloß
Klopp, von wo man das Nahethal und den Odenwald übersieht.
Weiter abwärts ist das Bing er Loch und der Mäuse thu rm;
gerade gegenüber Rüdes heim und der Niederwald.
Der Niederwald liegt 800 Fuß über dem Nheinspiegel.
In V* Stunden ist man auf Eseln von Rüdesheim aus an einen
Waldsaum gelangt, wo ein kleiner, runder Tempel steht. Bon
hier geht es noch eine kleine halbe Stunde aufwärts nach der
» Rossel, einem Bergvorsprung, von wo man Bingen, die Nahe-
mündung und die steinerne Brücke gerade unter sich hat; den
Strom hinauf und hinab ist eine Aussicht, wie es wohl wenige
mehr in der Welt giebt.
13. Die Alpen
breiten sich wie Reihen erhabener Dämme und Mauern zwischen
Deutschland und Italien ans. Diß westlichen sind die Schweizer-,
die östlichen die Oestreicher Alpen. Die Alpen sind eine hohe
Anhäufung von Felsen- und Gestein-Massen, nach allen Richtungen
durch Thäler, Spalten und Schlünde zerrissenaus ihrer Mitte
erheben sich Schnecgipfcl, schießen Zacken, Hörner und Nadeln
empor, die meisten mit Schnee- und Glätscherhüllen umgeben;
zwischendurch stürzen die grünen Alpengewässer hervor und suchen
brausend und tobend die Ebne, in der sie ruhiger dahin fließen.
Bier Gürtel sind es, welche, jeder von dem andern verschieden,
die Alpen umziehen: der erste ist der Fuß, bedeckt mit Getraide-
feldern und heitern Dörfern und Städten; weiter aufwärts ist
der Waldgürtel, von schmalen, steilen Pfaden durchzogen; dann
kommen die Matten, grüne Viehweiden und die braunen Senn-
hütten der Hirten, der Alpgürtel genannt (Alp heißt auch Weide-
platz); endlich der oberste ist der Felsgürte'., öde, unzugängliche
Gegenden und todte Schneefelder.
' Die Glätscher sind große, oft mehrere Stunden lange Eiö-
. Massen, bald wagrecht liegend, bald in wellenförmiger Gestalt die
Abhänge hinauf und herabsteigend, welche durch das von den
Schneegipfcln herabrinncnde und weiter unten gefrierende Wasser
entstehen. Sie sind weißgrau von Farbe; in den Spalten erscheint
das grobkörnige Eis dunkelblau, an den Kanten und Ecken grün.
Diese Spalten, welche sich mit donnerähnlichem Krachen ausein-
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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f> 8
Südöstlich von Leipzig liegt Grimma an der Mulde mit
einer Fürstenschule. Zn der Nähe ist das sonstige Nonnen-
kloster Nimptsch, in welchem Katharina von Bora lebte.
Wurzen an der Mulde, Geburtsort des Dichters Lichtwer
(geb. 1719 -j- zu Halberstadt 1783) und des Geschichtsschrei-
bers Schott gen. Huberts bürg auf dem Kulmberg, ein
Lust- und Jagdschloß, bekannt durch den Frieden von 1763
am 15. Februar, welcher den 7jährigcn Krieg beendigte.
Westlich von dem Königreiche Sachsen liegt das alte Oster-
und Thüring erlaub, welches meist von der Saale und ihren
Zuflüssen durchflossen wird. Es ist ein fruchtbarer, mit Hü-
gelreihen durchzogener Landstrich, welcher aber politisch nicht
ein Ganzes bildet, sondern in viele kleine unbedeutende Staa-
ten zerspalten ist, welche oft selbst wreder in mehrere Theile
auseinander gerissen sind. In das Saalgebiet gehören außer
dem preußischen Besitzthume, die Fürstenthümer Schwarz-
bürg, die Reußischen Lande, und zum Theil die sächsisch
e r n e st i n i sch e n Länder.
Die Fürstenthümer Schwarzbnrg.
Sie liegen in Thüringen zerstreut, theils zwischen säch-
sischen Herzogthümern südlich und östlich von Erfurt, von der
Gera, Ilm, Schwarze, Saale durchflossen, theils nördlich, von
preußischem Gebiete umgeben, von der Wipper und Helbe
durchströmt. Der südliche Theil heißt die Oberherrschaft,
der nördliche die Unterherrschaft. Beide Theile sind
bergig und hügelig. Die niedere Grafschaft wird von der
Hamleite und dem romantischen Kyffhäuser (S. 50) durchzogen.
Schon zu Kaiser Rothbarts Zeit gab es Grafen von Schwarz-
burg. Einer von ihnen, der ritterliche Günther, war im
14. Jahrh. Karls Iv. Gegenkaiser und stritt mit ihm um die
Kaiserkrone, starb aber während des Kampfes zu Frankfurt.
Die Erzählung Schillers, „Herzog von Alba bei einem Früh-
stücke auf dem Schlosse zu Rudolstadt im Jahr 1547", macht
uns mit der verwittweten, aber heldenmüthigen Gräfin Ka-
tharina bekannt. Ihr Gemahl Günther (40ste) hatte
noch alle Lande vereinigt. Sie wurden nach seinem Tode
aber zerstückelt und sind noch jetzt unter die zwoi Linien Ru-
dolstadt und Sondershausen getheilt, welche seit 1697
gefürstet sind.
Schwarzburg-Rudolstadt enthält 18ssh Meilen mit
70,000 evangel. Einw. und wird von dem Fürsten Friedrich
Günther regiert. Es besitzt in der Oberherrschaft: Ru-
d ölst ad t im lieblichen Saalthale mit 6000 Einw. Sie ist
die Haupt- und Residenzstadt und auf einem Berge über der
Stadt liegt das Restdenzschloß. Da Schiller sich öfters in
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
TM Hauptwörter (100): [T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T7: [König Kaiser Rudolf Friedrich Sohn Böhmen Haus Karl Ludwig Albrecht], T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde]]
TM Hauptwörter (200): [T96: [Stadt Thüringer Saale Schloß Wald Gotha Dorf Heidelberg Weimar Einw.], T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T174: [Preußen Sachsen Hannover Holstein Provinz Königreich Staat Oldenburg Braunschweig Dänemark], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Extrahierte Personennamen: Katharina_von_Bora Schott Huberts Rothbarts Günther Karls Günther Friedrich
Günther Friedrich Günther Schiller
Extrahierte Ortsnamen: Grimma Kulmberg Sachsen Thüringen Erfurt Gera Karls Frankfurt Rudolstadt Sondershausen
69
Rudolstadt aufhielt und von dem kunstsinnigen Hofe daselbst
geehrt wurde, fo erinnert dort manches an den beliebten Dich-
ter. An einem Nebenflüsse der Saale, in dem wilden und
schauerlichen Thale der Schwarza, liegt das Stammschloß
der Schwarzburger Fürsten, die alte Schwarz b ürg, um
deren steilen Felsabhang der Fluß sich windet. Sie bewahrt
noch eine Menge Ritterrüstungen und Waffen aus dem Mit-
telalter. Ein linker Seitenbach der Schwarza führt in ein
stilles und trauliches, mit den malerischen, sehenswerthen
Ruinen der Abtei Paul inzelle geschmücktes Seitenthal.
Zn der Nähe liegt auch das Dorf Keil hau mit einer Er-
ziehungsanstalt für Knaben.
Zn der Unterherrschaft besitzt es Frankenhausen mit
5000 Einw., einem Salzwerke und mit Soolbädern. Von
da stammt F. W. Zachariä (geb. 1726, -j- 1777 zu Braun-
schweig). Hier wurde den aufrührerischen Bauern unter Tho-
mas Münzer 1525 eine bedeutende Niederlage beigebracht.
Zn der Nähe liegen die Ruinen des kaiserlichen Schlosses
Kyffhäuser und die Rothenburg an der güldenen Aue.
Schwarzburg-Sondershausen umfaßt 16£ Mei-
len mit 60,000 evangel. Einw. Regent ist Friedrich Karl
Günther. Zn der Unterherrschaft besitzt es die Residenz
Sondershausen in sehr angenehmer Gegend an der Wip-
per, mit 4000 Einw. Es liegt 1^ Meile von Frankenhausen
und eben so weit von Nordhausen. Südlich davon liegt auf
der Hainleite der Berg Possen, auf dem ein Jagdschloß
und ein Thurm mit weiter Aussicht ist. Zm Zahr 933 fand
in dieser Gegend eine Hunnenschlacht statt.
Zn der Oberherrschaft liegt südlich von Erfurt Arn-
stadt mit 5000 Einw. an der Gera, deren schönes Thal sich
aufwärts bis zum Städtchen Plaue erstreckt. Zn Arnstadt
ist die alte schöne Liebfrauenkirche und die Günthersmühle
mit 12 Gängen zu erwähnen. Zn der Nähe sind die Ruinen
der Käfernburg. Tiefer im Gebirge finden sich viele Hütten-
werke, Glashütten und Schneidemühlen.
Die Reußischen Lande.
Sie liegen im sächsischen Dogtlande, und werden von
Saale und Elster durchflossen. Nur der bevölkertste Theil,
die Fabrikgegend um Gera, liegt nördlicher an der Elster.
Sie sind gebirgig und waldig, da der Frankenwald, wie das
Elstergebirge sie durchziehen. Die Fürstensöhne des Hauses
Reuß führen schon seit langer Zeit den Namen „Heinrich"
und unterscheiden sich durch Zahlen. Doch man zählt nur
bis 100, dann beginnt man wieder von vorne. Ohngefähr
vor einem halben Jahrhunderte wurde die gräfliche Familie
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe]]
TM Hauptwörter (200): [T96: [Stadt Thüringer Saale Schloß Wald Gotha Dorf Heidelberg Weimar Einw.], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau]]
Extrahierte Personennamen: Schwarz F._W._Zachariä Friedrich_Karl
Günther Friedrich Karl Günther
Extrahierte Ortsnamen: Rudolstadt Schwarza Frankenhausen Rothenburg Schwarzburg-Sondershausen Wip- Frankenhausen Nordhausen Erfurt Gera Arnstadt Gera Frankenwald
To
in den Fürstenstand erhoben. Sie theilt sich in zwei Linien,
in die ältere und in die jüngere.
Die ältere Linie besitzt 7 □ Meilen mit 35,000 lurher.
Einw. Der jetzige Fürst ist Heinrich Xx., welcher Greiz
m.t 7000 Einw. zu seiner Residenz hat. Dieses hat Wollen-
und Baumwollenwebereien und seine Lage an der Elster, nicht
gar fern vom Göltschthale (S. 66), ist reizend. Das alte
Schloß ragt auf einem Felsen mitten aus der Stadt empor.
Westlich davon liegt der gewerbsame Ort Zeulenrode.
Die jüngere Linie hat 21 □ Meilen mit 77,000 luth.
Einw. Sie war bis vor kurzem noch in zwei Linien gespal-
ten; da aber Heinrich der 72ste, Fürst von Lobenstein und
Ebersdorf zurückgetreten ist, so regiert jetzt die ganzen Be-
sitzungen Fürst Heinrich der 62ste. Seine Residenz ist
Schleiz mit 6200 Einw. Lobenstein, Saalburg und Ebers-
dorf mit einer Herrnhuterkolonie sind unbedeutende Orte.
Getrennt davon durch den Weimarisch-Neustädtischen
Kreis liegt das Gebiet von Gera. Diestadt Gera, welche
oft klein Leipzig genannt wird, hat 10,000 Einw., vielen
Handel und Fabriken und liegt in lieblicher Gegend an der
Elster. Aon hier stammt Streckfuß (geb. 1779), der
hochgefeierte Uebersetzcr v. Dante, Taffo, Ariost u. A. In
der Nähe ist Köstritz mit einem schönen Schlosse und Gar-
ten und mit berühmtem Biere.
Das Herzogthum Sachsen-Altenburg.
Nach dem Schlage bei Mühlberg 1547 (S. 59), wo
die ernestinische Linie das Kurland verlor, theilte sich dieselbe
in mehrere Linien. Und so stammen von ihr die vier jetzt
regierenden sächsischen Herzogshäuser, Weimar, Meiningen,
Covurg-Gotha und Altenburg, deren Gebiete aber nicht voll-
ständig dem Saalgcbiete angehören. Aon ihnen gehört ganz
Altenburg, ein großer Theil von Weimar, Eisenach ausge-
nommen, und von Meiningen, Saalfeld, Pößneck, Camburg
und Krannichfeld, zum Saalgcbiete. Koburg-Gotha wird nur
an einigen Stellen davon berührt; Gotha liegt im Werra-
und Koburg im Maingebiete.
Zn Altenburg regiert jetzt der Herzog Georg. Das
Herzogthum ist in zwei einander nicht berührende Theile ge-
trennt. Zwischen beiden liegt das reußische Ländchen Gera.
Durch den östlichen Theil im alten Osterlande fließt die
Pleiße, durch den westlichen die Saale. Zm östlichen
Landesrhcile, der eben ist und blühenden Ackerbau und starke
Viehzucht hat, liegt £ Stunden von der Pleiße entfernt die
Haupt-, Residenz- und Manufakturstadt Altenburg mit
15,600 Einw. Sie ist auf mehreren Hügeln unregelmäßig
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
TM Hauptwörter (100): [T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf]]
TM Hauptwörter (200): [T96: [Stadt Thüringer Saale Schloß Wald Gotha Dorf Heidelberg Weimar Einw.], T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T174: [Preußen Sachsen Hannover Holstein Provinz Königreich Staat Oldenburg Braunschweig Dänemark], T180: [Erde Punkt Sonne Kreis Linie Ort Horizont Richtung Aequator Zone]]
Extrahierte Personennamen: Heinrich_Xx. Heinrich_Xx. Heinrich Heinrich Schleiz Ariost Georg